...Die Künstlerin (Cornelia Krug-Stührenberg) bezieht ihre Themen nicht nur aus der Mythologie, sondern insbesondere aus der intensiven Beschäftigung mit dem Menschsein überhaupt.
... Kopf und Figur sind die Grundthemen des Schaffens von Cornelia Krug-Stührenberg. Vorwiegend die Darstellung des menschlichen Kopfes, gleichermaßen Sitz des Verstandes und des Gefühls, beschäftigt die Künstlerin intensiv. Gerne wählt sie bei ihren Leinwänden lange schmale Formate und fasst diese als "Stelen" auf. Die Künstlerin hebt damit auf deren zeichenhafte reduzierte Form ab und verweist zugleich darauf, dass die Abmessungen dieser Stelen im doppelten Wortsinn "menschliche" Proportionen haben...
Cornelia Krug-Stührenberg arbeitet ihre Ritzzeichnungen gerne in farbige Flächen aus pulverisierten Erden, Felsgestein oder Sand unterschiedlichster Couleur und Beschaffenheit. Oft wird diese durch ein Bindemittel vermalbar gemachte Farbe einfach mit der Hand aufs Papier aufgetragen und mit einem spitzen Griffel dann die Zeichnung in die noch flüssige Oberfläche hineingeritzt, manchmal sogar geradezu hineinmodeliert.
Solche Arbeiten haben eine ganz eigene Ästhetik : Die einfachen, erdverbundenen Materialien und das Zeichnen mit der bloßen Hand oder den Fingern schafft so etwas wie eine urtümliche Aura. Diese könnte im Verein mit den schnell hingesetzten Profilfiguren durchaus an prähistorische Felszeichnungen oder Höhlenmalerei erinnern. In der Tat lässt die Künstlerin solche Assoziationen durchaus zu. In Arbeiten wie "homo sapiens" oder "Quo vadis" aus den Jahren 2002, bzw. 2003 wird ein großer Bogen zurück in die Frühgeschichte menschlicher Kulturäußerungen geschlagen.
Auf sensible Weise verbindet die Künstlerin solche Ritzungen jedoch mit farbigen Elementen. Das kann die sanfte Modulation des Sandes bzw. der Erde selbst sein, das kann aber auch ein bewusst gewählter zusätzlicher farbiger Akzent sein. Der abkürzenden, abstrahierenden Zeichnung antwortet die farbige Fläche oder die aus Farbe geformte freie Malerei. Hier lohnt einmal mehr der genau beobachtende Blick. An besonders sensiblen Stellen eines Gemäldes weiß die Künstlerin geradezu kostbare kleine Farberlebnisse innerhalb ihrer großen Orchestrierung einzuarbeiten: Zur Zeichen gewordenen Form tritt der Klang der Farbe hinzu...